Montag, 30. November 2009

Arbeit und Abstimmung verarbeiten

So! Nun habe ich es geschafft! Gestern habe ich zum letzten Mal in diesem Jahr gearbeitet. Was war das bloss für ein Wochenende!?!
Am Donnerstag begann meine Arbeit an einer Messe in Zürich als Standbeschrifterin. Ich musste in ca. 3 Messehallen bei jedem Stand eine Leiter hoch klettern um ein Plakat zu befestigen. Geistig nicht sehr anstrengend - gut, das „Planlesen“ und und eine Lösung für die beste Taktik zu finden, war zu Beginn schon nicht so einfach - doch das ging ganz schön in die Beine. Mein Arbeitstag war dann auch erst um 21.00 Uhr zu ende. Am Freitag konnte ich tagsüber ein wenig entspannen, bevor es dann in die Bar ging – und ohje! Die Gerüstbauer hatten Weihnachtsessen und besuchten uns anschliessend. Was für ein Desaster! Dass sie nicht gleich noch die Bar in Brand gesetzt haben, ist wohl ein Wunder! Wie kann man sich bloss so niedrig verhalten?! Es machte mich wirklich agro! Schlägerei, hunderte von zersplitterten Gläser, viel Lärm und Gebrüll! Es gibt Leute die denken, sie können sich einfach alles erlauben. Natürlich bekam ich dadurch auch weniger Schlaf, weil ich erstens aufräumen musste und zweitens mich tierisch aufregte!!! Dann ist an Schlaf nicht zu denken. Es wurden 2½ Stunden, denn arbeiten an der Messe war wieder angesagt. Diesmal im Kinderparadies! Das war sehr anstrengend aber auch schön!
50 – 70 tobende, lachende, weinende, schreiende, spielende und bastelnde Kinder – die alle irgendetwas wollen: Hot-Dog, Sirup, WC, fragen, erzählen und natürlich unterhalten werden! Es ist aber unheimlich süss, wenn dich dann so ein 5-jähriges Mädchen an der Hand packt, dich von unten mit seinen grossen Augen und den Pausbäckchen anschaut und sagt: „Duuuuu Fraaaaauuuu, ich habe durst... oder muss auf Klo... oder will malen.“ Und wenn die Kinder anschliessend überhaupt nicht nach Hause wollen, ist das natürlich das grösste Lob! Als Aufsicht des Kinderparadies hat man eine unheimliche Verantwortung und muss verdammt aufpassen, dass diese kleinen Fräuleins und Männleins nicht abhauen und auch wirklich jedes Kind wieder bei den richtigen Eltern landet! Aber es war für mich auf jeden Fall eine super Erfahrung und ich habe es wirklich gerne gemacht! Unser Motto war auch, dass es nicht eine Kinderhölle werden soll, sonder wirklich das Paradies. Sie konnten also tun und lassen was sie wollten und wir schritten nur ein, wenn sie einander irgendwie quälten, was zum Glück sehr selten vor kam. Und zu meiner Freude stellte ich fest, dass die wenigsten Kinder sich für den Fernseher interessierten! So machte es mir überhaupt nichts aus, dass ich am Sonntag wieder da eingeteilt war und dahin gehen konnte. Ich war zwar am Samstag noch an einem Geburtstag und hatte dann am Sonntag noch selbst Geburtstag und bekam darum wieder nicht wirklich viel Schlaf, doch das machte mir überhaupt nichts aus und so fuhr ich um 7.00 Uhr wieder nach Zürich. Am Abend ging es dann wieder in die Bar! Ich habe also meinen ganzen Geburtstag „verarbeitet“ und als ich zu Hause ankam und mich in mein Bett schleppte, spürte ich jeden Muskel und jeder Knochen schmerzte – konnte kaum schlafen. Wahrscheinlich war ich nach diesem 19 Stundentag sogar zu erschöpft dazu!
So kam es, dass ich mich auch erst heute mit den Resultaten der Abstimmung vom Sonntag befassen konnte. Natürlich waren die Resultate nicht ganz nach meinem Geschmack.
Gegen Waffen bin ich schon lange, vor allem wenn Waffen von der „ach so neutralen Schweiz“ in Krisengebiete geliefert werden und im worst case noch in Kinderhände fallen – und es ist ja bekannt, dass da der Bundesrat bei den Exporten oft nicht ganz ehrlich ist mit uns. Es ist mir bewusst, dass da auch Arbeitsplätze dranhängen. Wahrscheinlich hätte man die ganze Initiative anders und genauer gestalten sollen. Aber jetzt ist es eh zu spät!
Zur 2. Initiative: Ich würde mich ja nicht an Minaretten stören, gibt es ja scheinbar schon 4 davon in der Schweiz und ich habe das nicht mal gewusst! Aber die Reaktionen von heute, vor allem bei Facebook machten mich dann schon wieder ein bisschen wütend – und zwar von beiden Seiten! Da gibt es Leute, die treten Gruppen bei, wie z. Bsp.: „Ich schäme mich NICHT für das Resultat der Minarett-Initiative“. Müsst ihr euch denn jetzt rechtfertigen, dass ihr so abgestimmt habt? Oder wieso gibt es so eine Gruppe? Dann gibt es ja auch immer noch die gegenteilige Gruppe: „Ich schäme mich für das Resultat der Minarett-Initiative“. Oder noch schlimmer: „Wo kann ich den Schweizer Pass abgeben?!“ Ich zähle mich auch zu den „linken Socken“ doch Leute – wir leben in einer Demokratie! Und da wird abgestimmt und die Mehrheit hat gesprochen und JA gesagt. Und ich bin überzeugt, dass das nichts mit Rassismus zu tun hat sondern mit Angst! Angst vor fremden und unbekannten Dingen und da sollte man jetzt ansetzten und nicht vor sich hin schmollen wenn man wirklich was bewegen will! Versuchen, den Menschen die Angst vor fremden Kulturen und Bräuchen zu nehmen. Und dann vergleicht mal das Plakat der Nein zur Minarettverbots-Initiative mit dem JA-Plakat, dass doch sehr an die Plakate aus der Zeit des Nationalsozialismus erinnert und an jeder verfluchten Ecke hing. Erstens fällt dieses leider 1000x mal mehr auf und zweitens habe ich kein Nein-Plakat gesehen ausser im Internet! Da ist klar, dass das Schweizer Volk dadurch mehr beeinflusst wird. Die Gegner des Verbots hätten durchaus mehr machen können und sollen! Das ist jetzt natürlich leicht gesagt! Doch ich bin wirklich überrascht, dass die Gegner nun so erstaunt sind über das Resultat. Anstatt zu schmollen und die 57%, die ja gesagt haben, alle als Rassisten hinzustellen, sollten man jetzt weitermachen damit es bei weiteren Abstimmungen zu solchen Themen anders ausgeht. Ich finde: Kurz akzeptieren, weiterkämpfen und vor allem mehr aufklären!

1 Kommentar:

  1. Toent ja ganz schoen nach Stress im Leben der Sophie. Aber schoen zu sehn, dass es dir gut geht. Kiss Amelie.

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