Mittwoch, 9. März 2011
Die Ausgeschlossenen - von Heinz Bude
Sagt man dem Sachbuch? Hier wird ganz klar und treffend die Realität beschrieben. Wie der Untertitel schon sagt: "Das Ende vom Traum einer gerechten Gesellschaft".
Immer mehr Menschen sind vom Wohlstand ausgeschlossen. Immer mehr Lebensläufe, die man für solide gehalten hat, geraten ins Schlingern. Es trifft Aushilfskräfte genauso wie hochqualifizierte Wissenschaftler. Und in der heutigen Zeit braucht es sooooo unglaublich wenig, dass man plötzlich zu den Ausgeschlossenen gehört. Das führt zu einer gespaltenen Gesellschaft und so vieles kann die Ursache sein, dass man plötzlich im Abseits steht: Ein Verlust, ein Schicksalsschlag, zur falschen Zeit am falschen Ort geboren, Kinder haben, keine Kinder haben, alleinerziehend sein, allein zu sein, Ausländer zu sein, der Fall einer Mauer, die Biographie eines Menschen, der Charakter eines Menschen, das Elternhaus, ja sogar die Geschichte eines ganzen Landes. Eigentlich muss dein Leben nur negativ mit dem Finger schnippen und du bist am Arsch. Okay, ganz so hässlich ist es natürlich nicht. Das Umfeld, Freunde, Familie und der eigene Kampfgeist spielen da dann auch noch eine grosse Rolle. Doch was, wenn einem das Leben schon so oft ans Bein gepinkelt hat und man einfach nicht mehr kann und kein Glück in Sichtweite?
Das Buch von Heinz Bude, das diverse Geschichten erzählt und wie verschiedene Charakteren mit bestimmten Erlebnissen und Situationen umgehen, ist vor allem auf Deutschland bezogen. Und ja, bei uns in der Schweiz ist 1989 keine Mauer gefallen und wir haben auch kein Hartz 4 und keine 1-Euro-Jobs. Trotzdem kann man auch mit unserer kleinen Schweiz viele Vergleiche ziehen und auch wenn es bei uns noch nicht so schlimm ist, müssen wir anfangen, darüber zu diskutieren und uns die Frage stellen, wie wir überhaupt zukünftig leben wollen. Zudem müssen wir darüber nachdenken, ob wir uns wirklich für eine Seite entscheiden müssen - ob wir ausgrenzen oder ausgegrenzt werden. (Damit habe ich ja persönlich schon lange ein Problem.)
Nein, das Buch ist nicht einfach zu lesen. Ich, als nicht studierte Person musste ganz schön bei der Sache bleiben und habe viele (Fremd)-Wörter nicht verstanden. Am Ende des Buches war mir fast ein bisschen schlecht. Natürlich auch, weil in diesem Buch nicht wirklich eine Lösung steht, weil es (noch) keine Lösung gibt und die Politik solche Schicksale von ausgegrenzten Menschen in Kauf nimmt. Das Buch ist eine Faust in die Fresse! Nein, es geht nicht runter wie Butter, aber es liegt einem ganz schön schwer im Magen. Heinz Bude rüttelt einem aus dem Traum einer gerechten Gesellschaft und das nervt ganz schön... Trotzdem: Manchmal müssen wir uns mit unangenehmen Dingen konfrontieren - die Zeit ist schon längst da - kaufen und lesen!
Kapitel:
Das gespaltene Ganze
Die Politik der Zahlen
Anti-Ghettos
Alleinerziehende Mütter
Verwilderte Jungmänner
Bildungsdefizite
Körpermale
Ansteckungsängste
Die wirkliche Kultur der Unterschicht
Die Armen von morgen
Erschienen im dtv Verlag
ISBN 978-3-423-34599-6
140 Seiten
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